Sucht – Ursachen, Folgen und Bekämpfung

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Suchtprobleme führen weltweit zu erhebliche, negative Auswirkungen. Sie führen zu unzähligen menschlichen Schicksalen für Betroffene und Angehörige. Lebensgrundlagen wie Gesundheit, wirtschaftliche Existenz und Beruf sowie familiäre und soziale Bindungen werden stark beeinträchtigt oder zerstört. Im schlimmsten Fall endet eine Sucht mit dem Tod des Betroffenen. Die Vermarktung der Sucht verhindert häufig eine notwendige Bekämpfung. So verdienen viele Staaten an zugelassenen Glücksspielen und legalen Drogen wie Alkohol oder Nikotin. Hinzu kommt der wirtschaftliche Einfluss der Drogenkartelle. Diese verdienen geschätzt weltweit jährlich 500 Milliarden US-Dollar. Menschen, die an einer Sucht erkrankt sind, bedürfen einer therapeutischen Behandlung. Dadurch soll die Suchtursache festgestellt und möglichst dauerhaft bekämpft werden.

Verschiedenen Suchtformen und Suchtsymptome

Eine Sucht ist eine krankhafte Abhängigkeit von bestimmten Substanzen oder ein zwanghaftes Verhalten ohne Suchtstoff. Das unkontrollierbare Verlangen nach neuem Suchtstoff oder der Wiederholung spezieller Verhaltensweisen sind krankheitstypisch. Mit dem Fortschreiten der Suchterkrankung erhöht die Stoffdosis oder die Häufigkeit und Intensität einer bestimmten Verhaltensweise. Als legale Suchstoffe gelten insbesondere Alkohol, Nikotin oder Medikamente. Zu den illegalen Drogen zählen Heroin, Kokain und Cannabis. Diese verursachen eine körperliche wie seelische Abhängigkeit. Krankhafte Zwänge ohne Stoffabhängigkeit entstehen durch Spielsucht, Kaufsucht sowie Internetsucht. Ebenso fallen hierunter krankhafte Essstörungen wie Ess- und Brechsucht (Bulimie). Hierbei spielt die emotionale Beschäftigung mit der eigenen Ernährung eine dominierende Rolle im Alltag. Ein erhebliches Suchtpotenzial kennzeichnet auch die Magersucht. Während der Betroffene einer Bulimie durchaus normalgewichtig sein kann, verliert ein magersüchtiger Mensch in gefährlichem Umfang an Körpergewicht. Die Nutzung von Abführmitteln und das Herbeiführen von Erbrechen trifft häufig für beide Suchtphänomene zu. Massgeblicher Unterschied ist das letztlich ohne Therapie bei magersüchtigen Menschen auftretende Untergewicht. Im schlimmsten Fall droht Lebensgefahr, wenn die Nahrungsverweigerung zu erheblichen dauerhaften Nährstoffdefiziten führt. Menschen, die unter Bulimie oder Magersucht leiden, sind häufig von Depressionen betroffen. Zu den Kriterien einer psychischen Abhängigkeit suchterkrankter Menschen zählen:

• Intensives, im Regelfall unbezwingbares Verlangen nach einer Substanz oder nach einem Verhalten. Dadurch sollen positive Empfindungen ausgelöst sowie negative verhindert oder verdrängt werden

• Der Betroffene kann keine Kontrolle mehr über Intensität und Beendigung des Suchtverhaltens ausüben

• Der Lebensstil und die einzelnen Alltagsaktivitäten unterliegen den Bedingungen des Substanzkonsums oder des zwanghaften Verhaltens

• Starke Beeinträchtigungen oder Zerstörungen der eigenen Gesundheit sowie von familiären, beruflichen und sozialen Interessen

• Unveränderte Fortsetzung des Konsums trotz schwerer Folgen

• Zunehmend werden selbst schwere Verstösse gegen Gesetze und Normen ignoriert

Kriterien körperlicher Abhängigkeit:

• Der Betroffene muss die Menge des Suchtstoffs von Zeit zu Zeit steigern oder sein zwanghaftes Verhalten stärker ausüben, um die gleiche Wirkung zu erzielen

• Kann das Suchtmittel nicht konsumiert oder ist die Ausübung einer krankhaften Verhaltensweise nicht möglich, treten körperliche und seelische Entzugserscheinungen auf

• Zur Reduzierung oder Vermeidung von Entzugserscheinungen soll die Einnahme anderer Substanzen sorgen

Beginn, Verlauf und Folgen einer Suchterkrankung

Häufig ist der genaue Beginn einer Suchterkrankung nicht mehr herauszufinden. In der Regel gibt es als Auslöser Gründe oder suchtbegünstigende Faktoren. Genetische Ursachen können eine Rolle spielen. Ungelöste, nicht verarbeitete Problemsituationen können aufgrund einer starken seelischen Belastung zum Suchtbeginn beigetragen haben. Dazu zählen Trauerfälle, der Verlust des Arbeitsplatzes oder eine Ehescheidung. Im Einzelfall, je nach der Persönlichkeit des Betroffenen, kann es zahlreiche mögliche Sucht-Ursachen geben. Die Sucht kann ein Ventil für unbewusste Probleme sein, die sich im Unterbewusstsein festgesetzt haben und den inneren Ausgleich verhindern. Erste Symptome lassen meistens nicht auf eine Suchterkrankung schliessen, da die Auffälligkeiten unspezifisch sind. Hinzu kommt, dass der Betroffene im Krankheitsverlauf seine Bemühungen ständig verstärkt, durch Improvisationen und Lügen die Sucht zu verschleiern. Gleichzeitig verschlimmern sich die suchtbedingten Auswirkungen. Für nahestehende Personen wie Angehörige ist es schwierig, die Sucht rechtzeitig zu erkennen. Zunehmend treten in der Folge Leistungsabfall, Schlafstörungen und finanzielle Probleme auf. Das Verhalten des süchtigen Menschen verändert sich. Im Wechsel zwischen depressiven und aggressiven Phasen droht der Verlust des Selbstwertgefühls. Immer stärker leidet der Betroffene unter Scham, Verzweiflung und Einsamkeit. Alle wichtigen Lebensbereiche drohen, aus der Balance zu geraten. Ohne Hilfe können schlimmste Folgen eintreten:

• Erkrankungen

• Trennung von der Familie, von Freunden und Bekannten

• Verlust des Arbeitsplatzes

• Soziale Ausgrenzung

• Finanzieller Verluste, hohe Schulden, Insolvenz

• Selbstmord (Suizid)

Eine Herausforderung für die Gesellschaft und den Betroffenen:

Internet- und Social-Media-Sucht

Internet Sucht

Mit jedem Mausklick steigt die Suchtgefahr intensiver, regelmässiger Internet-Nutzer. Neben viel Licht erzeugen moderne technische Errungenschaften auch Schatten. Dies gilt mit zunehmender Tendenz auch für die Internetsucht, von der überwiegend junge Menschen betroffen sind. Im Mittelpunkt des Problems steht dabei die krankhafte Nutzung sozialer Medien. Die Grenze zur Sucht verläuft fliessend und wird nicht kaum wahrgenommen. Nur durch einen schmalen Grat werden extensives Konsumieren und Suchtverhalten voneinander getrennt. Die Vorzüge sozialer Medien beruhigen lange das Gewissen. Unbestritten dienen sie der wichtigen Kommunikation, Information und nicht zuletzt der Unterhaltung. Meinungen und Trends können durch soziale Medien erfasst und gebildet werden. Sie bieten eine Plattform zur Selbstdarstellung und unbegrenzten Verbreitung von Botschaften. Unterstützt durch die Möglichkeiten der Visualisierung vertiefen und verlieren sich in diese andere Welt zahlreiche Nutzer. Die Ursachen hierfür können vielfältig sein. In Betracht kommen Gründe wie:

• Einsamkeit

• Integrationsschwierigkeiten

• Genetische Faktoren

• Probleme in der Schule oder Familie oder im Beruf

• Minderwertigkeitsgefühle

• Depressionen

Spielen, Chatten und Surfen eignen sich hervorragend zur Problemverdrängung. In welchen Fällen die Sucht die Oberhand gewinnt, ist schwer abzugrenzen. Für ein Suchtverhalten spricht ein Umgang mit Facebook oder Instagram, wenn ein innerer Zwang die Nutzung bestimmt. Indizien hierfür können sein:

• Der Nutzungsumfang spielt keine Rolle mehr und wird kaum noch wahrgenommen. Kritische Fragen bleiben unbeantwortet

• Ein Meinungsaustausch erfolgt fast ausschliesslich über soziale Medien

• Konflikte mit nahestehenden Personen häufen sich

• Eigene Versuche einer Nutzungsreduzierung bleiben erfolglos

• Das „normale“ Leben aus der Zeit vor der Sucht wird immer stärker eingeschränkt und verändert

Die Auswirkungen der Sucht sind vielzählig. Das häufige, ununterbrochene Sitzen vor dem Bildschirm führt über längere Zeit zu Muskelverspannungen, Nacken- und Rückenschmerzen. Die Leistungsfähigkeit lässt spürbar nach. Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit und Stimmungsschwankungen häufen sich. Die Veränderungen des Schlaf- und Essverhaltens können zu Erkrankungen führen. Kontakte zu Freunden und Bekannten erfahren Einschränkungen. Im Alltag kommt es immer mehr zu Kontrollverlusten. Die Körperhygiene wird vernachlässigt. Schuld- und Neidgefühle nehmen zu. Als Suchtverstärker kann ein übermässiger Konsum von Alkohol und Nikotin hinzukommen. Die Auffälligkeiten in Schule, Beruf und Familie nehmen immer mehr zu.

Therapiemöglichkeiten

Durch ambulante und stationäre Therapieangebote kann einer Suchterkrankung entgegengewirkt werden. Nicht jede Suchttherapie ist erfolgreich. Dafür kann es die verschiedensten Gründe geben. Ohne eine professionelle Therapie sind die Chancen einer Suchtbekämpfung oft nur sehr gering. Bei drogensüchtigen Menschen muss die Abhängigkeit vom Suchtstoff unterbrochen werden. Ein kontrollierter Entzug muss bis zur vollständigen Abstinenz führen. Um einen möglichen Rückfall zu verhindern, muss die Persönlichkeit des Erkrankten durch Gruppen- und Einzelgespräche stabilisiert werden. Im Rahmen der Einzelgespräche soll vorrangig der suchtauslösende Grund durch eine Öffnung des Betroffenen herausgefunden werden. Dadurch kann eine deutliche Reduzierung des Rückfallrisikos erzielt werden. Meldet sich dennoch sein Suchtgedächtnis, kann ein Frühwarnsystem von sensibilisierten Angehörigen und Freunden einen Rückfall verhindern. Bei einer Social Media Sucht ist im Unterschied zu anderen Suchterkrankungen eine Befreiung ohne eine professionelle Therapie möglich. Hierzu können Tipps durch eine Beratungsstelle in Eigenregie umgesetzt werden. Dazu kann ein erster Schritt die Beschränkung auf nur ein soziales Netzwerk sein. Der Verzicht auf die Internetnutzung für einen Tag pro Woche kann zum Aufbau verlorengegangener Kontakte genutzt werden. Die Ausübung eines geliebten Hobbys kann die Stimmung aufhellen. Ebenso ein Belohnungssystem beim Internetverzicht, beispielsweise durch ein leckeres Essen. Sollte dies nicht funktionieren, bietet sich eine ambulante oder stationäre Therapie als Problemlösung an. Scham oder Schuldgefühle sollten keine Hinderungsgründe zur Durchführung notwendiger Massnahmen sein.